Erste Schritte

Wie alles begann …

Ein wenig theatralisch, ich weiß. Das will ich so. Damit Du neugierig wirst und guckst, worüber ich eigentlich schreibe. Ich jedenfalls will immer gerne wissen, warum Dinge passieren. Was der Auslöser für etwas war. Eben, wie alles begann.

Nehmen wir das Schreiben.

Es ist durchaus schön, von anderen Autorinnen oder Autoren zu lesen, dass sie schon Geschichten aufgeschrieben haben, seit sie wissen, wie die Sache mit den Buchstaben funktioniert. Nur spannend ist so eine Aussage gerade nicht. Es war halt immer schon so.

Ich will nicht behaupten, dass mein Weg zum Schreiben spannender ist. Aber er ist schon etwas anders.

Was bei mir schon immer so war, sind die vielen Geschichten im Kopf, die Tagträume, die fantasievollen Abenteuer. Ein gutes Buch, ein schöner Film – und schon ging mein Kopf mit mir auf eine neue Reise. So viele herrlich bunte, oder auch spannende und gefährliche Erlebnisse. Als Einschlafhilfe funktionierten sie auch hervorragend, wenn der Tag zu turbulent oder anders herausfordernd war. Nur bin ich nie wirklich auf die Idee gekommen, diese Geschichten aufzuschreiben. Dafür passierte das alles in meinem Kopf doch viel zu schnell. Aufschreiben hätte es ausgebremst, vielleicht hätte ich die Hälfte vergessen. Aber ich vermute, ich habe nicht mal wirklich bewusst darüber nachgedacht.

Was bei mir auch schon immer so war, ist meine Liebe zu Büchern. Zuerst die vorgelesenen, später die selbstgelesenen. Bücher die mich auf ähnliche Reisen schickten wie auch meine Tagträume. So waren mir Bücher immer ganz besondere Begleiter. Und sind es bis heute. Und die Autoren …, na ja, einfach Namen. Ich hatte lange keine Vorstellung von Leuten, die Bücher schrieben. Hatte mir auch überhaupt keine Gedanken darüber gemacht. Aber sie mussten schon irgendwie etwas besonderes sein. Außergewöhnlich oder so.

Bis ich zufällig mal jemanden traf …

England. Auslandsstudienjahr. Neue Eindrücke. Neue Kultur. Neue Freunde.

Eine Einladung zum Konzert eines irischen Musikers in eine kleine Kapelle in den wunderschönen Cotswolds. Als wir am Veranstaltungsort eintreffen, sind schon einige Plätze besetzt. Ich setze mich neben eine sympathisch wirkende Frau in die Kirchenbank. Wir stellen uns mit Vornamen vor, doch zu mehr kommen wir nicht. Eine Freundin kommt dazu und fragt mich, ob ich denn wisse, neben wem ich da sitze. Das sei eine von Englands aktuellen Bestsellerautorinnen – zufällig auch ihre fast-Nachbarin und Freundin.

Ich bin mir nicht sicher, ob es bei mir in dem Moment schon “gesickert” war. Meine Sitznachbarin und ich unterhielten uns ein wenig über dies und das. Die Gegend. Mein Studium. Was-weiß-ich. Nach dem Konzert meinte sie nur, ob ich vielleicht Interesse an einem ihrer Bücher hätte. Ihr Verleger würde ihr immer auch jeweils ein Exemplar in den verschiedenen Übersetzungen schicken. Damit könne sie aber nicht so viel anfangen. Gerade hätte sie ein Exemplar der deutschen Ausgabe von ihrem neuesten Roman bekommen, die sie mir gerne schenken würde, wenn ich das denn wöllte. Ein paar Wochen später bekam ich das Buch (signiert) von der Freundin.

Und das war es dann erst einmal für eine lange Zeit.

Das Studium forderte mich. Ein Umzug stand an. Dann meine Hochzeit. Noch ein Umzug. Und noch mehr Studium. Der Vorfall geriet in Vergessenheit und das Buch war ungelesen irgendwo dazwischen gerutscht. Ein weiterer Umzug und zwei Geburten später fiel es mir wieder in die Hände.

Ich fing an zu lesen. War begeistert. Kaufte mir das Buch auf Englisch. War noch begeisterter. Und ich erinnerte mich an die Frau, neben der ich in der Kirchenbank saß. So normal. So einfach. Ich las mehr Bücher von ihr und ich las über sie, folgte ihr auch auf Twitter. Der Eindruck verfestigte sich. Ein gewöhnlicher Mensch wie Du und ich. Sie hatte einfach den Traum, Geschichten zu schreiben und Menschen damit glücklich zu machen. Das hat sie schließlich umgesetzt.

Und dann schlich sich eine gewagte Frage heimlich von hinten an: Wie wäre es wohl, wenn auch ich einmal eine meiner Geschichten aufschreibe? Ein Buch daraus mache? Warum nicht die Fantasiereisen, Überlegungen und Abenteuer, die mir gut tun, mit anderen teilen? Aber es war nur ein Gedanke. Mitten im turbulenten Alltag einer Baby- und Kleinkind-Mama.

Aus Kleinkindern waren Vorschulkinder geworden, als mich die Frage wieder sanft anstupste. Sie nahm eine Plot-Idee zu Hilfe. Aus einem Traum, der mich zum Weiterdenken herausforderte. Das wurde mein ältestes Schreibprojekt – Lines Geschichte. Ein Projekt, das mich Geduld lehrte. Und Ausdauer. Auch Plotten und Charkterentwicklung. Recherche. Und die Bedeutung von Notizen. Aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr …

Bis dahin wünsche ich Dir, dass Du die Augen offen und die Antenne auf Empfang behältst – einfach für den Fall, dass da auch so ein Traum angeschlichen kommt, oder eine Frage Dir auf die Schulter tippt und Dir eine scheinbar verrückte Idee vorschlägt. Wer weiß schon, was sich daraus alles entwickeln kann …

Wir lesen uns,
Nel

3 Kommentare zu „Erste Schritte

  1. Liebe Nel, danke für deinen ehrlichen und so nüchternen Einblick in eine Teilstrecke deines Lebens und deines „Ichs“! Hat mich gefreut zu lesen… Danke auch, dass du deine Erfahrungen weitergibst und so liebevolle Tips weitergibst! ❤️

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