Hier findest Du Kurzgeschichten, Mikrogeschichten und Ähnliches aus meiner Feder
Titel | Thema/ Beschreibung |
---|---|
SehnSucht | Was ist ein Palast? Was ein Palast kosten kann. |
LichtJahre | Nähe mal anders. Wie das Leben Entfernungen verändert. |
Gestern – Heute – Morgen | Ostern 2021. Von der Kraft des Lichts. |
Ebenbilder | Neu sehen. Von der richtigen Perspektive. |

SehnSucht
#Mikropalast
Was ist ein Palast?
– Was ein Palast kosten kann –
Ein Palast ist niemals nur aus Holz. Hast Du immer behauptet. Meiner schon. Fünfundzwanzig Quadratmeter. Rot von außen mit weißen Fensterrahmen. Erinnerung an unsere Vorleseabende früher. Kleiner jetzt, seit ich nur noch eine Hälfte bin. Aber so schön zu sehen, dass das große Haus auch wieder Palast ist. Wie für uns damals. Ich gehe oft dort vorbei. Sie sitzen auf deiner Schaukel. Klettern in dein Baumhaus.
Ein Palast ist aus Stein. Hast du gesagt. Man muss es ihm ansehen. Lange schon bist du fort. Mann und Sohn sehen Dich kaum. Denn ein Palast kostet. Geld. Und Kraft. Und Zeit. Der Mann ist fort. Alles tot. Stein ist kalt. Dein Kind kennst du nicht. Und er Dich nicht. Auch fort.

Lichtjahre
Nähe mal anders.
– Wie das Leben Entfernungen verändert –
Alles ist relativ.
Entfernungen sind exakt messbar. Fast. Trotzdem kann die selbe Entfernung unterschiedlich lang sein.
Das beste Beispiel sind Du und ich.
Wir wohnen in der selben Straße. Schon immer. “Our House in the middle of our street …” Das bin ich. Du ganz am Anfang. Und wir kennen uns von Anfang an. Zwei Monate, elf Tage, drei Stunden und vierzehn Minuten. Nicht so weit entfernt. Gewissermaßen. Du hast die Älter-Zeit immer so gefeiert. Bis es wieder gleich war.
Hast du den Himmel gesehen gestern Nacht? Warst Du auch draußen? So weit weg.
Ich hab mich an damals erinnert. Sommernächte voller Sternschnuppen, Träume, Gedanken über Gott und die Welt. Winternächte auf dem Schlittenhügel mit Tee und dem Blick in die unendlichen Weiten.
Da kam der Gedanke.
Licht-Jahre.
Vor unserer Einschulung waren es vielleicht zwei Minuten. Höchstens. Irgendwann haben wir angefangen die Zeit zu stoppen. Du hast es als Erster auf eine halbe Minute geschafft. Später wurde es wieder länger. Stunden, Tage, Monate. Mal mehr, mal weniger. Zuletzt drei Jahre.
Und plötzlich ist es Null. Zugegeben, nicht zu Hause. Aber das holen wir nach. Vielleicht nicht mehr so schnell wie früher. Ich schätze so fünf Minuten. Wir müssten die Zeit wohl mal wieder stoppen. Lustige Vorstellung. In unserem Alter.
Jetzt steht sie erstmal still.
Nach dem Fahrradunfall von Deinem Jüngsten. Gehirnerschütterung und zwei Rippenbrüche. So kurz vor seinem Abi. Er schafft das, sagen sie.
Nach dem Trubel um meinen ersten Enkel. Neues Leben. Seit heute.
Die anderen sind wieder zu Hause.
Aber jemand muss ja in der Nähe der Kinder sein, oder?
Falls sie was brauchen, oder?
Sie werden wohl nicht brauchen.
Wir brauchen.
Du und ich.
Nach all den Jahren.
Licht-Jahre.

Gestern – Heute – Morgen
(Ostern 2021)
– Von der Kraft des Lichts –
Wohin mein Herz schaut.
Dunkel.
Würde nichts mehr wert.
Leben achtlos zerstört.
Ausbeutung perfektioniert.
So dunkel.
Verleumdung. Unterdrückung.
Verachtung. Hetze.
Dunkel. So dunkel.
Das große ICH in Konkurrenz zur Menschlichkeit.
Und dann kommt da einer.
Sammelt das alles auf.
Bereit, zerrieben zu werden.
Damit wir verstehen.
Verstehen wir?
Zerbricht.
Dunkel.
Bricht sich als Licht neu Bahn.
In Herzen. Leben.
Häuser. Städte. Länder. Welten.
OSTERN.
Befreiend.
Ansteckend.
Wo jemand wie er
Die Hungrigen versorgt!
Die Kranken heilt!
Die Schwachen stärkt!
Die Mutlosen ermutigt!
Die Trauernden tröstet!
Leuchtet!

Ebenbilder
Veränderungen.
Neu sehen.
– Von der richtigen Perspektive –
Du bist oft bei mir.
Du magst mich nicht.
Es liegt nicht an mir.
Ich bin so gemacht.
Ich würde gerne.
Wirklich.
Aber dann müsste ich meinen Job hinschmeißen.
Immer wieder stehst du vor mir.
Begutachtest mich.
Kommst ganz nahe ran.
Siehst jede kleine Falte.
Jeden Schatten.
Jede Irritation.
Von den einzelnen grauen Haaren ganz zu schweigen.
Bist unzufrieden.
Mit Dir.
Mit mir wegen meiner Flecken.
Mit Deinen Kindern wegen der Flecken.
Mit der ganzen Welt.
Kein guter Start.
Mich macht es traurig.
Jedes mal neu.
Dann letzte Nacht.
Dein Mann.
Nicht ungewöhnlich.
Sieht mich an.
Zufriedenes Grinsen.
Wird nachdenklich.
Lacht leise.
Nimmt die Tube dem blauen Zeug von Euren Kindern.
Du weißt schon.
Was in den Mund gehört.
Was dann immer überall landet.
Nicht selten auf mir.
Oft genug absichtlich.
Er zielt.
Ich bekomme zwei dicke Kleckse.
Schock!
Die Kinder bringen Dich ja schon auf Hundertachtzig.
Es geht weiter.
Das rote Zeug ist dran.
Das für Deinen Mund.
Unter das doppelte Blau ein langer nach oben offenen Bogen.
Hallo!?
Ganz oben noch mehr Schmierereien.
Ein aufrechter Strich.
Daneben zwei kopfstehende aneinander klebende Tropfen.
Dahinter ein schmaler oben offener Bogen.
Ich bin unruhig.
Hoffentlich ist Ausschlaf-Tag.
Das macht Dich weniger pingelig.
Es ist soweit.
Deine Schritte.
Unverkennbar.
Tür.
Licht an.
Du siehst mich.
Kommst ran.
Nah.
Lächelst.
Du lächelst.
Lächelst mich an.
Du lächelst Dich an.
Du bist einzigartig.
Verstehst Du?
Immer!