Wenn einer eine Reise tut … – Unsere Leipziger Buchmesse 2024

Nun ist es schon wieder über eine Woche her, dass wir von unserer BUCHMESSE-REISE zurück sind. Fast fühlt es sich schon nicht mehr real an, dass wir überhaupt unterwegs waren. Wären da nicht die tollen Erinnerungen an die herrliche Stimmung vor Ort und an die schönen Begegnungen, und natürlich die Mitbringsel – neuer Lesestoff für uns und die Kids. Und ja, das darf mit Fug und Recht als eine ausgewachsene Reise gelten, auch wenn wir insgesamt nur sieben Tage unterwegs waren – bei einer Entfernung von über 1000 Kilometer pro Strecke ist das mehr als nur ein Auflug.

Ganz am Anfang stand die Erinnerung. An Buchmessen vor langer Zeit, als wir noch in Leipzig wohnten und später, als wir aus Niedersachsen anreisten. Jedes Jahr um die LBM-Zeit waren sie wieder da, weckten Sehnsüchte. Und immer wieder sagten wir uns: “Nächstes Mal bestimmt!” Anfang dieses Jahres machten wir schließlich Nägel mit Köpfen: Anreise und Unterkunft mussten geplant, für die Kids eine Unterrichtsbefreiung beantragt und für uns Urlaub eingereicht werden. Und dann konnten wir es kaum erwarten, bis das LBM-Programm endlich online ging.

An dieser Stelle muss ich dazu sagen, dass wir hauptsächlich für die Kinder fuhren. Das klingt vielleicht merkwürdig, aber unsere drei “Kleinen” lieben Bücher so wie wir, und ihnen wollten wir unsere geliebte Leipziger Buchmesse samt dem Lesefest “Leipzig liest” zeigen. So lag unser Hauptaugenmerk im Programm natürlich auf Veranstaltungen, die den dreien gefallen würden. Zur Freude der 13jährigen gab es Lesungen mit zwei ihrer absoluten Lieblingsautorinnen. Und beide fielen auf den Samstag. Die sollten also unser Messefinale werden, denn am Sonntag morgen würden wir bereits wieder gen Norden aufbrechen.

Zu den Reisevorbereitungen gehörte nicht nur unser eigenes Packen, sondern auch noch ein wenig Umzugshilfe für die Zweitälteste, die im vergangenen Herbst von Schweden nach Leipzig umgezogen war und bisher noch nicht so viel hatte mitnehmen können. Die nächste Herausforderung war, dass vor der Abreise bei uns die Straßen zum Teil noch sehr vereist und damit ohne Dubbdäck (Reifen mit Spikes) nicht gut befahrbar waren, in Deutschland diese Dubbdäck aber verboten sind. So musste unser VW-Bus auf der Fahrt zur Fähre vollbepackt noch einen Boxenstopp zum Reifenwechseln einlegen.

Vier Stunden zur Fähre, vierzehn Stunden auf dem Wasser und gute fünf Stunden auf deutschen Straßen später waren wir in Leipzig. Wir sammelten die Zweitälteste auf, fuhren zu meiner Oma, die demnächst einen ziemlich großen runden Geburtstag feiert, und zu meinem Papa. Beide wohnen eine knappe Stunde außerhalb von Leipzig. Meine Mama, Tante, Schwestern, Neffen, … wollten wir dann in den kommenden Tagen auf der Messe oder zumindest in Leipzig treffen. Das klappte leider nur zum Teil, weil wir, wenn unterwegs, irgendwie immer zu wenig Zeit im Gepäck haben.

Donnerstag dann der erste Messetag. Wegen oben genannter Umzugshilfe waren wir erst gegen Mittag auf dem Messegelände, aber das reichte für den ersten Tag komplett. Die Kids waren schwer beeindruckt von der Größe und Zahl der Messehallen, den Cosplayern in ihren herrlichen Kostümen, den vielen Büchern und Buchmenschen, der besonderen Stimmung und von so vielem, was die LBM und die Manga-Comic-Con ausmacht. Messehalle 3 wurde spontan zur Lieblingsmessehalle auserkoren, dort gab es jede Menge Fantasy und Kinderbücher, und die Messe-Kinderbuchhandlung mit gemütlichen Sitzgelegenheiten und Regalen voller unentdeckter Welten. Hier entstand spontan ein familieninternes digitales Fotoalbum mit vielen Wunschbuch-Covern. Halle 1 war auch cool, weil dort die meisten Cosplayer unterwegs waren, Halle 5 dagegen in den Augen der Kinder erstmal stinklangweilig – bis auf den einen Stand mit “Warmies”-Kuscheltieren, die es ihnen absolut angetan hatten. Ein ganz kleines bisschen interessant wurde Halle 5 dann doch noch, als wir an den Gemeinschaftsstand der Schweizer Verlage kamen, da ja zwei unserer Kinder in der Schweiz geboren sind und die Patentante der Jüngsten im Züri Wyland lebt und selber Bücher schreibt (Cornelia Zahner: z.B. “Ronni vom Rhonegletscher”, “Das Mädchen vom blauen See”). Der Abschluss dieses (und jedes weiteren) Messetages wurde feierlich in Halle 3 mit dem Kauf eines neuen Buches pro Kind zelebriert.

Während wir am Donnerstag bei verschiedenen Lesungen einfach nur im Vorbeischlendern so mit einem Ohr reinhörten, hatten wir uns für Freitag Vormittag eine Lesung richtig vorgenommen. Halb elf sollte im Nordischen Forum in Halle 4 Emma Karinsdotter aus ihrem Buch “Der Sommer, in dem ich meine Oma zähmte” lesen. Unglücklicherweise hatte die Autorin früher als geplant abreisen müssen und konnte also nicht anwesend sein. Dank der wunderbaren Grit Thunemann, die als Übersetzerin im Auftrag der schwedischen Botschaft und als Moderatorin für Lesungen vor Ort war, und die kurzerhand selbst übernahm, konnte die Lesung dennoch stattfinden. Liebevoll und unterhaltsam präsentierte sie diesen ersten bereits ins Deutsche übersetzten Band einer Buchreihe um Lisbeth und ihre ungewöhnliche Oma. Wir waren uns schnell einig, dass wir diese Bücher haben möchten, allerdings gern in der Originalsprache, da wir den Eindruck hatten, dass in der schwedischen Ausgabe noch so manche humorvolle Wortspielerei mehr drin steckt, als übersetzt werden könnte.

In Halle 4 fanden wir auch einen Lieblingsessplatz direkt gegenüber der Signierbereiche. Hier bekam man nicht nur gutes Essen, sondern auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zügig einen Sitzplatz, was bei 15 000 bis 20 000 Schritten pro Messetag eine gute Sache ist. Außerdem saß man zeitweise so dicht, dass man unweigerlich mit anderen genialen Buchmenschen ins Gespräch kam.

Nachdem wir diese Messehalle mit den unterschiedlichsten internationalen Ständen recht intensiv entdeckt und erlebt hatten, “eroberten” wir uns Halle 2. Allerdings hatte die nicht so viel für (unsere) Kids parat. Sicher, da war diese herrliche alte Druckmaschine, ein paar spannende Stände zum Thema Buch und Kunst und auch die christliche Bücherecke. Von den Schulbuchverlagen wollten sie nix wissen, stattdessen war da der große Wunsch, noch einmal in Halle 3 stöbern zu dürfen. Da mich die Lehrmittel und Unterrichtshilfen sehr wohl interessierten und die Zweitälteste gern zu einer weiteren schwedischen Lesung (Nicolas Lunabba: “Bist du traurig, wenn ich sterbe”) im Nordischen Forum wollte, teilten wir uns kurzerhand auf und trafen uns später an der Kinderbuchhandlung wieder.

Der Samstag war für uns, wie schon erwähnt, der Tag der besonderen Lesungen. Ein erstes Highlight war “Alea Aquarius” in einer Lesung mit Musik – ein herrliches Teamwork der Autorin der “Alea”-Buchreihe Tanya Stewner mit der Schauspielerin Johanna Krumstroh und der Musikerin Lea Köhler. Während die beiden ersten mit verteilten Rollen verschiedene Texte aus den Büchern lasen und mit ihren Stimmen die Geschichte lebendig machten, performte Lea Köhler ein Lied („Calling you out“), das es ebenso wie einige andere überhaupt nur aufgrund der Bücher um Alea gibt. Ein Erlebnis für die Sinne. Das zweite große Highlight war die Lesung um die “Woodwalkers”-Bücher von Katja Brandis. Ebenso ein Rundum-Erlebnis, weil auch hier in den gelesenen Textstellen, Erklärungen und Bildern so sehr die Begeisterung der Autorin für ihre Figuren, deren Erlebnisse und die großen Themen dahinter zu sehen war. Zu beiden Lesungen gab es eine Frage- und Antwortzeit wie auch die Möglichkeit, mitgebrachte oder gekaufte Bücher signieren und sich mit den Autorinnen ablichten zu lassen. Das ließ sich die 13jährige Tochter natürlich nicht entgehen.

Und dann waren schnell auch die dritter-Messetag-Bücher ausgewählt und gekauft und für uns hieß es Abschied nehmen von der Leipziger Buchmesse 2024. Am Sonntag fuhren wir zurück zur Fähre und am Montag wurden wir zu Hause von frischem Neuschnee empfangen. Rückblickend gesehen war die Woche sowohl für uns Erwachsene als auch für die Kids sehr ereignisreich und teilweise herausfordernd, aber es hat sich gelohnt – schon allein wegen der tollen Erlebnisse als Familie, diese Buchmesse wird so schnell keiner von uns vergessen.

P.S.: Inzwischen sind nun noch zwei neue Bücher mit der Post angekommen: Nicolas Lunabba: “Blir du ledsen om jag dör?” und Emma Karinsdotter “Lisbet och Sambakungen”. Während das erste soziale Herausforderungen unserer heutigen Gesellschaft in den Fokus nimmt und eher was für Ältere ist, thematisiert das zweite kindgerecht die sogenannte gesellschaftliche Norm, Unterschiede zwischen und das Zusammenleben von Menschen und eignet sich hervorragend für jede Altersstufe zum abwechselnden Vorlesen, nachdenklich Werden und Schlapplachen.

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